Illegaler Semesterurlaub

von Rainer und Hans Pauliger Anfang 1940 in das Hüttenbuch der Neuhüttenalm geschrieben und gezeichnet

Allen Leuten mit Verstand
ist es sicher wohlbekannt,
dass die Stadtluft ungesund,
deshalb wird es uns zu bunt
einzuatmen Stadtbazillen.
Jeder denkt: "Um Gottes Willen!
Flüchte schnell, eh es zu spät
und als Kranker liegst zu Bett."
Drum eilen wir aus München fort
weiter in 'nen anderen Ort.

Abgestoßen von dem ach
Lockte uns der Zeiselbach.
Losgelöst vom Großstadtqualm
Stiegen wir zur Aueralm.

Eines hat uns nicht entzückt,
ja, sogar uns stark bedrückt:
unser Rucksack war so schwer
und wir konnten bald nicht mehr.

Ein Kartoffelsack von 20 Pfund
bracht' uns völlig auf den Hund.
Endlich waren wir beim Kainz
und tranken zur Beruhigung eins.
Frank und frei von jeder Last
Machten wir 'ne lange Rast.

Noch ein kleines Stückchen Marsch
und dann setzten wir den ...
auf den Stuhl in dieser Hütte,
in die ein guter Stern uns führte.

Wohltätig ist des Feuers Macht,
wenn eine Hütte warm sie macht.
Es dauerte doch gute Zeit,
bis dass es endlich war so weit,
dass wir gemütlich Hände reibend
Suppen kochend uns die Zeit vertreiben.

Unerwartet kam nach hier
abends müde dann Herr Trier.
Morgens sieben wollt er wieder
auf die Seekarspitz hinüber.
Doch mein Wecker falsch gestellt,
statt um sechs um vier er schellt.
Selbstverständlich war für ihn vorbei
Für diese Nacht die Träumerei.





Wir zwei haben wohl vergönnt
weiterhin bis zehn gepennt.
Dann ohne jeden Sonnenschein
behüpften wir den Fockenstein.
Aber dann am nächsten Morgen
wurden wir trotz Wettersorgen
von Herrn Trier aufgepeitscht
raufzugehn zum Seekarkreuz.

Hoher Pulver ist zwar herrlich,
doch zum Schwingen sehr beschwerlich.
Dieses fand besonders fade,
Hannes, dieser Unglücksrabe.
Ja, er rast im Schuss zu Tale,
unten kam er dann zu Falle.
Aller Schwerkraft wollt er trotzen
darum haut's ihn auf die Fotzen.
Doch er spricht trotz Kniebeschwerden:
"Jeder Schuss rächt sich auf Erden!"

Eine sturmdurchpeitschte Nacht
hat uns den Hüttenwart gebracht.
In Begleitung seiner Frau,
die in Ordnung bracht' den Bau.
Herr Melzmüller war der Dritte,
erschienen hier in dieser Hütte,
ausgezeichnet durch viel Löckchen
und zwei allerfeinste Stöckchen.
Doch nicht lang dauert die Pracht,
da waren beide Stöck' gekracht.

Einmal sausten wir bergab
zu dem Tegernsee hinab,
um zwei Mädchen zu bereden,
sich die Hütte anzusehen.

Doch vergebens war die Macht,
die sonst großen Eindruck macht
von unserer feinen Männlichkeit
bei der holden Weiblichkeit.

Drunt im ganzen Bad Wiessee
war kein Mägdelein zu sehn.
Über dieses stark erbost
suchten wir bei Cognac Trost.

Jählings fand ein Ende statt
durch den bösen Skisalat.

Tiefgeknickt an Herz und Ski
ziehen wir nun ab von hie
und danken jetzt an diesem Ort
mit dem Schlussakkord:
"Dem CAS ein kräftig Hoch
und viele schöne Tage noch!"